Montag, 25. August 2008

Verbindendes

Normalerweise sind sie weiß oder schwarz. Die meisten sind relativ klein und werden eingestöpselt, wobei der eine oder andere auch diese großen hat, die das ganze Ohr bedecken. Die Rede ist von Kopfhörern. Wer öffentliche Verkehrsmittel nutzt, sieht sie mittlerweile überall, die Ohren der Fahrgäste sind voll davon. Was früher der Walkman war, ist heute der MP3-Player und fast jeder scheint einen zu besitzen. Das Alter spielt dabei keine Rolle mehr, von zehn bis 70, man sieht sie in sämtlichen Ohren – die Kopfhörer, das Gerät selbst steckt normalerweise in irgendeiner Tasche.

Anstrengend sind die Menschen, die entweder leicht schwerhörig sind oder einfach schlechte Kopfhörer haben. Besonders morgens, wenn man eigentlich noch gar nicht richtig wach ist und einem klar ist, dass man mal wieder zu spät an der Uni sein wird. Trance, HipHop, Metal – seltsamerweise ist es meistens eine dieser Musikrichtungen, die einem aus diversen Richtungen entgegenschallen. Meistens, aber eben nicht immer.

Neulich war da ein älterer Herr in der U-Bahn, der offensichtlich eine Vorliebe für Volksmusik hatte. Anstelle des üblichen Basses tönten Tuben und Trompeten. Ich fühlte mich in die Zeiten zurückversetzt, in denen ich mir als Kind, gemeinsam mit meiner Oma, den Musikantenstadl angeschaut habe. Das Äußere des Mannes passte allerdings nicht ins Bild – er trug einen Ranger-Hut, enge Jeans und eine Weste über dem hellblauen Hemd. Sein Aufzug erinnerte mehr an einen Countrysänger als an Karl Moik (für alle, die den nicht kennen: er ist der Moderator des Musikantenstadls). Ich musste unwillkürlich grinsen, als ich ihn sah. Er widersprach so sehr dem Klischee des Rappers, der die Hosen in den Kniekehlen trägt und die häkelnde Oma mit seiner „wilden“ Musik auf die Palme bringt. Zur Abwechslung war es mal ein Opa, der da mehr oder minder lauten Krach machte (die Vermutung, dass er wirklich nicht mehr gut hört liegt hier allerdings nahe).

Es ist so ziemlich das einzige, was mir am U-Bahnfahren wirklich gefällt: die unterschiedlichen Menschen, denen man begegnet, die Gesprächsfetzen, die man oft zwangsläufig mitbekommt, die schrägen Outfits, die manch einer trägt. Und so absurd es klingen mag, eins scheint alle zu verbinden, sei es Ranger-Hut, Baggy Pants, Dreadlocken oder rot lackierte Fingernägel: die Kopfhörer. Wahrscheinlich wollen sie nicht angesprochen werden, so wie diejenigen, die sich hinter ihrer Zeitung verschanzen. Auch das scheint alle zu verbinden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Manchmal habe ich das Gefühl, die komischen Gestalten sind Teil einer großen Werbekampagne, so wie das U-Bahn-Fernsehen.

Schön beobachtet jedenfalls, ich bin jedenfalls schon gespannt, auf Deine nächsten Einträge!